Betreff: Diese blöden Zettel

Von: BANKderKÜNSTE

Datum: Sun, 2 Dec 2001 21:07:02 +0100

An: bank_der_kuenste@domeus.de


Seit es für die Kollegstufe diese neuen Entschuldigungsformulare gibt, werd ich nicht mehr froh [entschuldigen Sie diese maßlose Übertreibung, doch diese Redewendung war gerade so in meinem Kopf und ich konnte nicht umhin, sie Ihnen postwendend aufs Brot zu schmieren].

Ich muß mich auch sofort verbessern: Mich nerven die Befreiungsformulare (§37 GSO). Die gibts nämlich nicht. Vielleicht bin ich ja übersensibel, wenn ich mich von etwas stören lasse, was es garnicht gibt (da zeigt sich malwieder die Überlegenheit der menschlichen Rasse), jedoch trifft mich deren Fehlen wahrlich tief [ich wollte einglich schreiben macht mich tief betroffen, hab mich aber dann für trifft mich hart entschieden, dieses dann mit dem einen unter der Gürtellinie verknüpft und so is dieser Scheiß rausgekommen - nur, daß ihr mich nicht für verrückt haltet].

Nunja, es gibt doch diese Begebenheiten, die so ganz besonders sind. Zum Beispiel könnte meine Oma sterben. Das wird mich wohl sehr traurig stimmen. Aber doch nicht so traurig, daß ich daran erkrankte. Aber trotzdem muß ich von der Schule fernbleiben. Wohingegen es passieren könnte, daß ich in der Mittagspause zuviel von diesen Joghurt- Gummibärchen esse. Dann gehts mir rein subjektiv schlechter, als während der Trauerfeierlichkeiten anläßlich meiner Großmutter Sepultatur, dennoch werde ich die Schule dann wieder besuchen.

Ich muß trotzdem zugeben, daß die ebengenannte Situation auch anders hätte konstruiert werden können, sodaß sich ihr Ausgang weit dramatischer hätte dargestellt, was zurfolge gehabt hätte, daß ich die Schule doch gemieden hätte. Hätte ich nämlich etwas aus meinem innersten verloren, was natürlich auch nicht so schwer wöge, wie der entgültige Abschied von einer Person aus meiner Prä-Parental-Generation, wäre ich heimgegangen, man hätte es mit einer Krankheit vergleichen können. Ich hätte es eingesehen, dafür eine Krankheitsanzeige einzureichen, auch wenn mir das Ausfüllen aufgrund einer Überreizung der Innereien mit daraus resultierenden Konzentrationsproblemen erschwert worden wäre.

Tja, warum lege ich wert auf solch ein Formular? [rhetorische Frage, sollte diese allein der Grund für eine Antwortmail sein, sehen sie bitte von dieser ab, sollten sie jedoch die nachfolgenden Ausführungen nicht verstehen, unvollständig oder für kommentarbedürftig halten, wäre eine solche wieder gerechtfertigt.] Es wird ja angeblich über die Fehlzeiten jedes einzelnen genau buchgeführt (wie das allerdings funktioniert, wenn einige Lehrer die Listen nicht ausfüllen, ist fraglich) und wer zuoft fehlt, bekommt Attestpflicht. Zwar scheinen den Buchhaltern nur die unentschuldigten Fehlzeiten ins Auge zu fallen, was verursacht, daß nur die armen Irren, die schwänzen und dann keine Entschuldigung abgeben, bestraft werden. Nur falls es eben doch so ist, daß häufiges entschuldigtes krankheitsbedingtes Fehlen allein schon ausreicht, muß mein Bestreben daran liegen möglichst viele Krankheitsanzeigen durch Befreiungen zu ersetzen, denn sollte mal ein Eingroßbuchstäbiger auf mich zukommen und mir meine Fehlzeiten vor- und Attestpflicht nachwerfen, kann ich ihm entgegnen, daß die meisten meiner Absenzen schon imvornherein direktorial beglaubigt waren und es nicht konsequent wäre, einem erst etwas zu erlauben und hinterher wieder vorzuwerfen. Oder wie soll ich im Beispielfall ein Attest daherbringen? Den Obduktionsbericht vielleicht?

Schön, daß das geklärt ist.

Ich wehre mich ja nicht gegen das Formular, das vorhanden ist (auch wenn man dies noch verbessern könnte: "Der Schüler X ist an X erkrankt, und deshalb verhindert, den Unterricht am Mo/Di/.../Fr (ankreuzen), den X zu besuchen." Diese Tabelle lädt (?) gerade dazu ein, bei mehrtägiger Erkrankung mehrere Felder zu bekreuzigen, was jedoch durch das darauffolgende "den" verhindert wird. Der rest des Formulars tät sich aber für mehrtägigkeit eignen. Desweiteren finde ich es lästig, immer den Formtext ändern zu müssen, wenn ich das Formular bestimmungsgemäß anwende: es müßte heißen "war ... erkrankt", denn das Formular wird in der Regel am Tag nach der Erkrankung eingereicht...), sondern dagegen, daß es das einzige ist. Ich hab das schonmal versucht, der Sekretärin zu erklären:

 

Ich möchte diese Befreiung zum Unterschreiben abgeben. [reicht ihr eine Befreiung auf dem alten Formular]

Kollegstufe? Grünes Blatt.

Aber das ist duch eine Krankheitsanzeige.

Kollegstufe, grünes Blatt.

Ich bin doch garnicht krank.

Kollegstufe. Grünes Blatt!

Ich möchte doch nur befreit werden.

Raczkowsky.

 

Ich verstehs ja. Ich kann auch nicht mit dem Polizisten darüber diskutieren, warum ich nicht kiffen darf.

Ich hab se dann doch bekommen, und zwar hab ich se mir laut GSO vom "zuständigen Lehrer" unterschreiben lassen, was aber an unserer Schule per Durchführungsverordnung verboten wurde, was aber meiner Meinung nach illegal ist. Dafür gibts Durchführungsverordnungen nicht.

Zum Raczkowsky bin ich nicht gegangen, denn da war in selbiger Sache schon ein anderer:

Streichts halt des "erkrankt" durch und schreibts obendrüber "Befreiung".

 

Nein danke!

 

Befreiung Krankheitsanzeige

Der Schüler X ist an Beerdigung der Großmutter xxx, und deshalb verhindert den Unterricht am Mo/.../Fr, den X zu besuchen.

 

Unterschrift eines Erziehunsberechtigten                 Bei erkrankung während des Unterrichts: Schulleitung

 

 

Das nächste mal nehme ich einen grünen Zettel, streiche die Vorderseite durch und formuliere hintendrauf einen freien Text. So habe ich ein Formblatt verwendet und es ist insich stimmiger, als dieser Vollschmarrn.

Wenn mich einer bürokratisiert, rebürokratisiere ich.

Schön daß ich am Montag wieder eine Befreiung brauche.

 

In diesem Sinne,

 

psycho, BdK-Jurist

 

 

P.S.: Kollegstufe, grünes Blatt.

 

 

 

 

 

 

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